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Nick Whitbys "Sein oder Nichtsein" - Der Deutsch-Leistungskurs im Theater

  

Ein wenig mulmig war uns schon, als sich der Vorhang hob und wir ein gewaltiges Tor mit zwei Hakenkreuzen sahen, das für fast den gesamten Theaterabend das beherrschende Bühnenbild sein würde und in dem die Schauspieler so klein aussahen.

Kurz kamen uns einige Fragen in den Sinn: "Darf man über Nazis und Hitlergrüße lachen?", "Bleibt einem dabei nicht das Lachen im Halse stecken?" Die Komödie von Nick Whitby, die auf dem Film "Sein oder Nichtsein" von Ernst Lubitsch basiert, spielt auf mehreren Ebenen gleichzeitig mit dem Gegensatzpaar Schein und Sein, Fiktion und Wirklichkeit. Das geschieht scheinbar mühelos und ist wegen der Schnelligkeit der Witze und der verblüffenden Wechselspiele rasend komisch, ohne den Ernst der Lage zu verharmlosen. Die stupiden, hohlen Phrasen und inhaltsleeren Rituale der Nationalsozialisten werden gnadenlos bis zum Äußersten getrieben. Durch die "Theater im Theater"-Grundsituation und deren Wendungen ergeben sich immer neue Überraschungen.

Worum geht es? Das Polski-Theater probt das Stück „Ein Geschenk von Hitler“. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird das Stück aus Angst vor den Nazis abgesetzt und Shakespeares "Hamlet" wieder ins Programm genommen. Doch jedes Mal, wenn der Hamlet-Darsteller Josef Tura (gespielt von Ilja Harjes) zu dem berühmten Monolog "Sein oder Nichtsein" ansetzt, verlässt ein Zuschauer den Saal, um sich heimlich zu Turas Gattin in die Garderobe zu schleichen. Dies geschieht bei jeder Aufführung. Schon bald geht es aber wirklich um Leben und Tod: Eine Liste mit Namen von polnischen Untergrundkämpfern ist in die Hände der Nazis gefallen. Um in ihren Besitz zu gelangen, besinnen sich die Theaterleute auf ihr ursprüngliches Stück.

Der Regisseur C. von Treskow schreibt: "Ich glaube, dass es in Zeiten erstarkender Rechtstendenzen in unserer Gesellschaft nötig ist, dieses Stück zu spielen, aber es braucht die Zuspitzung in die Groteske hinein, in der der Schrecken gleichberechtigt neben dem Lächerlichen steht". Die komische Zuspitzung einerseits und die Schrecken, über die man nicht lachen kann, andererseits - symbolisiert durch eine Bombe im Theater, auf die der Schnee rieselt - verhindern, dass man nicht nur "weg"lacht, sondern sich nachdenklich fragt, ob der Satz, den eine der Schauspielerinnen am Ende des Stücks spricht, angekommen im Exil, gerettet vor dem Publikum stehend, wahr wird: "Sie werden uns sicher gut behandeln, nach allem, was wir durchgemacht haben".

Der Q1-Deutsch-LK mit A. Follak

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