Ein Spiel zu entwickeln und so zu konzipieren, dass es sowohl Wissen vermittelt, Spaß macht und auch spielbar ist, ist unglaublich komplex und hat Tom Roden, Liora Bühnung und Paula Siegert (mittlerweile alle Klasse 8) einiges abverlangt. Die drei haben im Rahmen einer AG zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mit dem Thema "Grenzen in der Geschichte" ein Gesellschaftsspiel mit dem langen Titel "Das Gesellschaftsspiel: UTOPIA? Die Stadt der Täufer - soziale, politische und moralische Grenzen in Münster (1533-1536). Drei Perspektiven“ erstellt.
„In dem Gesellschaftsspiel „UTOPIA? Die Stadt der Täufer“ erleben die Spieler:innen den Verlauf der Geschichte von Münster in den Jahren 1533 bis 1536 ganz nah mit - aber aus einer ganz bestimmten Perspektive. Während die Stadt von den Täufern eingenommen wird und eine neue Gesellschaftsordnung etabliert wird, muss man als Spieler:in einige Entscheidungen treffen, die für die Spieler:innen selbst und andere Auswirkungen haben (können). In diesem Spiel stoßen die Figuren dabei immer wieder auf und an soziale, religiöse, lokale, politische und moralische Grenzen.
Für das Projekt wurden zahlreiche Texte formuliert, verschiedene Figuren (während der Täuferherrschaft in Münster) erforscht, immer wieder die Perspektive gewechselt und überlegt, welche Entscheidungen die Personen damals hätten treffen können. Tom Roden, Liora Bühning und Paula Siegert haben - mit der Unterstützung ihren Tutorinnen Sophie Reinhart und den zwei studentischen Co-Tutorinnen der Universität Münster Johanna Wessel und Marie Franz - viel über die Täuferherrschaft in Münster und die historischen Hintergründe geforscht. Dafür wurde u.a. das Stadtarchiv und das Stadtmuseum besucht, mit Experten gesprochen und sehr viel mit zeitgenössischen Quellen gearbeitet. Die sechs Monate Recherche und Ausarbeitung der Rollenhefte und des Spielplans (genutzt wurde hier der Alerdinck-Plan, ein historischer Stadtplan von Münster aus dem Jahr 1636, der vom Katasteramt zur Verfügung gestellt wurde) haben sich sehr gelohnt, denn das Projekt wurde zuerst von der Landesjury mit einem Landespreis ausgezeichnet und hat nun auch noch von der Bundesjury einen von insgesamt fünf ERSTEN BUNDESPREISEN erzielt.
Am Dienstag, den 11.11.25 werden die drei Hittorf-Schüler:innen vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier persönlich ausgezeichnet und dürfen im Schloss Bellevue ihr Projekt vorstellen. Nach Berlin begleitet werden die drei von ihren drei Tutorinnen und Schulleiter Thorsten Korfsmeier, um bei dem Festakt und der besonderen Auszeichnung live dabei sein zu können.
Der dritte Bundespreis geht an weiteres kreatives Format. In einem Doku-Briefroman stellt Marie Langen die Geschichte ihres Großvaters, eines von der BRD freigekauften politischen Häftlings der DDR, dar. Seine Haftzeit mit ihren schlimmen Erfahrungen prägte ihn auch noch lange nach seiner Ankunft im Westen. Und als endlich seine Familie nachkommen konnte, erlebte auch sie nach ihrer Ankunft alle möglichen Alltagsschwierigkeiten von Einwanderern. Die Darstellungsform – eine Mischung aus fiktiven Briefen und Sachinformationen über die Haftbedingungen in DDR-Gefängnissen und die politische Situation in einem Zwangsregime – bietet insbesondere die emotionale Annäherung an eine Lebensgeschichte, die vielfältig von Grenzen geprägt worden ist.
Die anderen drei Preise gingen an zwei Schüler der Klasse 7, Henry Kretschmar und Casper Prangemeier, die die (am Ende ausgesprochen tragische) Liebesgeschichte eines Wehrmachtssoldaten zu einer jungen Frau aus Norwegen untersucht haben. Die vier Spurensucherinnen Helen Buddendick, Ida Epping, Mathilda Schneider und Greta Schwarzbauer aus einer 9. Klasse haben ein an Jugendliche gerichtetes Geschichtsmagazin, das dem schwierigen Thema Euthanasie im NS-Regime gewidmet war, entwickelt. Und in einem dramatischen Text hat sich die Schülerin Rebecca Behrendt aus der Jahrgangsstufe 11 mit dem Konflikt zwischen dem Fürstbischof und der Stadt Münster im beginnenden 17. Jahrhundert auseinandergesetzt, das die Stadt am Ende ihre politischen Freiheiten kostete.
Komplettiert wird die diesjährige Ausbeute durch zwei Förderpreise. Eine Schülerin der Klasse 10, Antonia Vienken, hatte sich dem Thema der Geschlechtsumwandlung genähert, und Felix Thier aus der Jahrgangsstufe 11 hat die Geschichte eines widerständigen Schülers der Oberschule für Jungen in der NS-Zeit, das ist die Vorgängerschule des WHG, untersucht.
Das Wilhelm-Hittorf-Gymnasium gratuliert herzlich zu diesem großartigen Erfolg!
Ein Video der Körber-Stiftung zum Projekt unserer Schüler/innen findet sich hier.
S. Reinhart/ H.J. Trütken Kirsch
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